Medienmitteilung der Dienststelle Kulturförderung der Stadt Frauenfeld vom 30. Mai 2013
Bürgermeister Martin Krumschnabel und Stadtammann Carlo Parolari mit früheren und heutigen Mitgliedern beider Stadträte.
25 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Kufstein und Frauenfeld
Mit einem Festakt im Grossen Bürgersaal des Rathauses wurde am Donnerstagabend das Jubiläum „25 Jahre Städtepartnerschaft Kufstein – Frauenfeld“ gefeiert. Bürgermeister Martin Krumschnabel wie auch Stadtammann Carlo Parolari unterstrichen den Willen, die Partnerschaft der beiden Städte weiter zu festigen.
svf. Sowohl in Kufstein (alt Bürgermeister Lothar Held) wie auch in Frauenfeld (alt Stadtammann Hans Bachofner) sind die Gründungsväter der Städtepartnerschaft am 4. Juni 1988 zwar schon länger nicht mehr im Amt, an Aktualität hat die Verbundenheit zwischen den Städten aber nichts eingebüsst. Sowohl Stadtammann Carlo Parolari wie auch Bürgermeister Martin Krumschnabel bekräftigten denn auch die gegenseitige Sympathie. Der von der Stadtmusik Frauenfeld musikalisch umrahmte Festakt im Rathaus war ein würdiger Markstein in der Städtepartnerschaft zwischen Kufstein und Frauenfeld.
Berührende Geschichte
Die große Bedeutung der Städtepartnerschaft zwischen Kufstein und Frauenfeld ergibt sich aus einer berührenden Geschichte, die in den Frühling des Nachkriegsjahres 1946 zurück geht. Damals erging an den Schweizerischen Städteverband ein Aufruf der Tiroler Bauernschaft, Patenschaften für Tiroler Städte zu übernehmen. Denn das Kriegsgeschehen beim Zweiten Weltkrieg hatte im Tirol - wie auch im übrigen Österreich - ein ungeheures Ausmass an Zerstörung, Leid und Not gebracht – wie es der frühere Stadtarchivar Stephan Müller in einer Broschüre im Jahr 1988 beschieben hat.
Am 23. Mai 1946 war es, als sich die Frauenfelder Exekutive entschied, die Patenschaft für die Stadt Kufstein zu übernehmen. Anfang Juni rief der Stadtrat die Frauenfelderinnen und Frauenfelder auf, Gaben für die Tiroler bereitzustellen. Am 22. Juni, einem regnerischen Samstagnachmittag, zogen die Kantonsschüler von Haus zu Haus und sammelten die Hilfsgüter. Die Sammlung ergab einen über Erwarten guten Ertrag. Während vier Wochen wurden die Gebrauchsgegenstände und Lebensmittel in 248 Kisten verpackt. Für eine grosse Zahl von Hilfsgütern war eine Verpackung allerdings nicht möglich - so unter anderem für Bettstellen, Waschherde, Nähmaschinen, Kochherde und Öfen. Anfang August wurden die Güter am Bahnhof SBB in Frauenfeld in vier österreichische Waggons verladen und auf die Reise ins Tirol geschickt. Die Ankunft des Sammelgutes in Kufstein wurde am 18. August vom Bürgermeister telegrafisch bestätigt. Bis 1951 folgten weitere Hilfsgüter-Transporte nach Kufstein.
Kufsteiner Kinder in Frauenfeld
Parallel zur materiellen Unterstützung durften Kufsteiner Kinder anfangs 1947 im Rahmen einer Aktion des Roten Kreuzes für drei Monate Ferien in Frauenfeld verbringen. Am 17. April 1947 traf eine kleine Schar von 50 bleichen, dürftig gekleideten Kufsteiner Kindern in Frauenfeld ein. Alle waren im Alter zwischen sieben und zehn Jahren. Viele waren bei Pflegefamilien untergebracht, die etwa gleichaltrige Kinder hatten.
In den folgenden Jahren verbesserten sich die Verhältnisse im Tirol langsam, und Anfang der 50er-Jahre schliefen die Beziehungen zwischen den beiden Städten ein. Über Jahrzehnte hinweg wurden Kontakte danach vor allem auf Vereinsebene gepflegt, ehe sich beide Stadtbehörden Mitte der 80er-Jahre entschlossen, die Beziehungen wieder zu intensivieren - was 1988 in der Städtepartnerschaft mündete.
Wiedersehen im Jahr 1996
Im Jahr 1996, im Rahmen des Jubiläums «750 Jahre Frauenfeld», organisierte Frauenfeld ein Treffen von damaligen Kufsteiner Kindern und ihren Frauenfelder Gastfamilien. Dabei spielten sich herzergreifende Szenen ab – denn das Wiedersehen nach Jahrzehnten weckte bei vielen ganz tiefe Gefühle.
Zwei Jahre später, 1998, wurde das zehnjährige Bestehen der Städtepartnerschaft in beiden Städten gefeiert – und 2001 unterzeichneten die Stadträte von Kufstein und Frauenfeld eine Resolution, die eine Ausweitung der Verbundenheit auf wirtschaftliche Belange vorsieht. In jenem Jahr wurde auch der Standort von Raichle Schweiz – Raichle gehörte damals zur Kneissl & friends-Gruppe mit Sitz in Kufstein - von Kreuzlingen nach Frauenfeld verlegt und ein Technologiezentrum eröffnet. Als Zeichen für den frischen Wind in der Partnerschaft wurde zudem das damalige Sitzungszimmer des Frauenfelder Stadtrates auf den Namen Kufstein getauft.
Fernab der offiziellen Kontakte entwickelte sich auf Vereinsebene ein enges Netz der Verbundenheit. So sind es über 20 Vereine, die einen regelmässigen Kontakt in die Partnerstadt pflegen.
Äusseres Zeichen der Partnerschaft von Kufstein und Frauenfeld sind so genannte Partnerschaftssteine, die auf diese Städtepartnerschaft hinweisen. Auf diesen ist ersichtlich, in welcher Richtung und in welcher Entfernung die beiden Städte voneinander liegen. Der Stein in Frauenfeld liegt auf der Schlosswiese neben dem Rathaus, jener in Kufstein neben der Stadtpfarrkirche.
>>>Weitere Fotos vom Festakt
Jubiläumsfeierlichkeiten auch in Kufstein
Das Jubiläum „25 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Frauenfeld und Kufstein“ wird an beiden Orten gefeiert. Der Festakt in Kufstein findet am letzten September-Wochenende statt.